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Ivan Generalic
Verlag der Jugoslawischen Akademie, Zagreb (1973)
Standort:
K 911 Iva
Schlagworte:
Bildband, Biografie, Generalic, Ivan, Naive Kunst, Naive Malerei
Details hier
Inhalt: Bildband zum Werk des Klassikers der Naiven Kunst Ivan Generalic. Anatole Jakovski über den Künstler: "... fangen wir beim Anfang an. Generalic ist 16 Jahre alt. Oder vielleicht 17... Er hütet Schweine, so wie Giotto Schafe hütete. Als Sohn eines armen Bauern hat er nur 5 Klassen Volksschule abgeschlossen. Wie alle Hirten in allen Ländern der Welt, die in enger Verbundenheit mit der Natur leben, ist er sehr poetisch. Mit weit geöffneten Augen träumt Generalic. Es entsteht eine seltsame Vermengung zwischen seiner Netzhaut und der Sonne, zwischen den Wolken und dem Körper, zwischen der Musik der Formen und der Farben, die er gierig trinkt, die in seinem Blut fließen, ihn aufwecken und vergeblich einen Ausweg suchen. Es prickelt ihm in den Fingern. Wenn man nichts tut, vergeht die Zeit langsam, entsetzlich langsam... Deshalb schnitzen alle Hirten etwas. Stöcke, Schüsseln, kleine Figürchen, wobei sie sich an die natürliche Form des Holzes halten. So entstehen Köpfe, seltsame Tiere, phantastisch und wirklich zugleich, Früchte einer unnachahmbaren Naivität, Gaben eines angeborenen Talents, von dem es mehr gibt, als wir meinen, das sich aber nur hie und da unter günstigen Umständen einmal verwirklichen kann. Manche in Serbien, die die gleiche Gabe haben, schnitzen und bemalen Grabmäler. Generalic zeichnet. Tiere, Menschen und Landschaften. Mit der gleichen Naivität, der gleichen Hingabe, geduldig und sorgfältig, wie wenn er mit dem Messer arbeitet, und das Messer muß den Widerstand des Holzes überwinden. Die Spitze seines Bleistiftes ist hart, das Papier, das im Dorfladen zum Einwickeln der Lebensmittel dient, sehr rauh. Eines ist jedoch sicher: diese Zeichnungen zeigen keinen vorübergehenden Wunsch, keinen gewöhnlichen Zeitvertreib, den die Miltärzeit und die schweren bäuerlichen Arbeiten hätten ersticken können, sondern ein Bedürfnis, genauer gesagt, eine echte Berufung. Anstelle der Schule, die er nicht besuchte, tat sich Generalic hier, zwischen Bienen und Blumen, eine Art imaginäres Kloster auf, und mit seinem ersten Bleistiftstrich wurde er sozusagen zum Mönch. Er trat in die Welt der Zeichnungen ein, wie man in eine Religion eintritt. Deshalb überrascht es nicht, daß sich bei solchen bedeutsamen Ereignissen Daten, Werke und Umstände allmählich in Legenden verwandeln. In eine Fülle von Legenden, die alle erzählen und nach eigenem Geschmack ausschmücken... Die gleichen Legenden gehen auch über Generalic um, als wolle man noch einmal dem, was geschehen ist, eine außerordentliche Bedeutung beimessen. Und was geschah, ist das, daß Generalic ein Maler, und zwar ein geborener Maler ist, und das ist wichtiger als alles andere. Mit Talent und Arbeit kam er zu allem anderen. Denn Naivität ohne Talent ist nichts. Es erfordert viel, viel Talent, um die Berge und Täler der Jugend im reifen Alter zu realisieren und zu materialisieren... Das Wunder der naiven Malerei besteht darin, daß sie die Schleuse des menschlichen Unterbewußtseins - sei es nun reich oder arm, nachdem, wem es gehört - öffnete... Mit anderen Worten, Dinge, die gesehen worden sind, ohne daß wir sie je gesehen hätten, Wissen, das wir nie erlernt haben, das aber hier verwahrt und aufgezeichnet worden ist... Deshalb ist es Generalic großes Verdienst, daß er im richtigen Augenblick dieses Wunder verwirklicht hat. Und deshalb ist es keineswegs überraschend, daß der Weg, den Generalic eröffnete, in kurzer Zeit leuchtend und ansteckend wurde. Ansteckend deshalb, weil er Ängste und Unsicherheiten beseitigte, Verbote aufhob und die Entstehung einiger anderer Visionen ermöglichte, die sich vor ihm nicht zu äußern wagten... Man muß nicht meinen, daß ihm der Erfolg in den Kopf gestiegen ist. Keineswegs. Generalic hat sich nicht im geringsten verändert, weder in seiner Arbeit noch in seinem Verhalten. Als Bauer geboren, ist er auch Bauer geblieben. Die Würde der Erde verpflichtet. Er melkt auch weiterhin seine Kühe, füttert die Schweine, bearbeitet das Land und erntet die Zwetschgen. Er geht auch weiterhin zum Jagen und Angeln, und in müßigen Augenblicken, vor allem im Winter, wenn der Frieden der getanen Arbeit seine Seele erfüllt, nimmt er ein unberührtes Stück Glas, auf das er mit leichten Pinselstrichen alles das setzt, was ihn umgibt, was er gesehen, gedacht, geträumt hat. Er ist ein guter Ehemann und ein guter Vater... Generalic ist ein Weiser. Ein Weiser im vollen Sinn dieses Wortes. Es gibt kein einziges anderes Wort, daß man auf seine Einstellung zum Leben besser anwenden könnte. Immer schritt er mutig durch das Leben mit allen seinen Freuden und Leiden, die dieser unaufhörliche Wechsel der Arbeiten und Tage mit sich bringt..." Systematik: K 911 Umfang: o. Z. : Abbildungen Standort: K 911 Iva
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K 911
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Sachbuch
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Ja, ist verfügbar.
In Merkzettel aufnehmen nicht möglich, Hinweis dazu hier...
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